interlocking

„… das ist insofern wichtig, weil man sehen muss, was ist ein Bild. Ein Bild im 19. Jahrhundert ist irgendwo eine Fläche, mehr oder weniger wie ein Fenster. Man schaut hinein, der Rahmen ist wie der Fensterrahmen, nur wird uns etwas vorgemacht. Und irgendwann erkennt man, dass ein Bild ja mehr ist als ein Fenster, das es selbst eine Fläche ist. und dass diese Fläche anders gestaltet werden kann. In dem Moment, wo man erkennt, dass das Bild eine Fläche und kein Fenster ist, stellt man die Frage, was macht eigentlich der Rahmen? Wie funktioniert das? Dieser Schritt ist im ganzen 20. Jh. immer weiter gedacht worden, immer ausführlicher gedacht worden.

“Es gibt wirklich die Fläche, es ist das monochrome Bild. Was ist die Farbe? Die Farbe in ihrer ganzen Summe ergibt immer wieder Grau. Das ist die graue Farbe. Dann sind wir dort. Nur ist die Frage: wenn wir jetzt die zwei Dinge haben, ist das jetzt ein Werk, sind es zwei Bilder oder ist es ein Rahmen und ein Bild? Diese Frage ist offen. Und in dem Moment, wo man diese Frage offen lässt, ist sie auch bereit, wieder weitergedacht zu werden. Und das ist das Wesentliche, dass Künstler Fragen stellen. Sich selber und versuchen, auch dafür Antworten zu geben. Sie geben keine definitiven Antworten, sondern sie werfen eigentlich immer wieder neue Probleme auf…“

(Auszug aus der Eröffnungsrede von Dr. Drechsler, Museum für moderne Kunst Wien)